Weimar. Superintendent Henrich Herbst über die Suche nach Halt in schwerem Fahrwasser.

Wenn nun wir gefragt würden, und es käme jemand und würde sagen: „Guten Tag Herr so und so: Wo ist denn Ihr Glaube?“ – Was würden wir dann machen?

Und was heißt, „wenn einer käme?“ Sind sie nicht schon längst gekommen und haben uns gefragt, der Kollege oder der Freund, jemand, der wirklich interessiert ist und hat uns gefragt: „Du bist doch Christ. Wo ist denn dein Glaube?“ Ich kann mir auch jemanden vorstellen, der sagt: Ich habe Sorge, dass mir der Glaube aus dem Blick gerät, zeige mir doch deinen Glauben.

Es ist schwer, auf die Frage nach dem Glauben zu antworten. Was soll man da sagen?

Henrich Herbst ist Superintendent der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weimar.
Henrich Herbst ist Superintendent der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weimar. © Archiv | Guido Werner

Vielleicht ist es wie bei den Jüngern im Boot? Als Jesus mit seinen Leuten in ein Schiff trat, stießen sie vom Lande. Und da schlief er ein. Und es kam ein großer Wind und sie standen in großer Gefahr. Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir verderben! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Woge des Wassers und ward eine Stille. Er aber sprach zu ihnen: Wo ist euer Glaube? (Lukas 8, 22-25)

Wenn das Leben in einen Sturm gerät, spürt man den Glauben

Der Glaube war zu spüren, als das Lebensboot eben nicht leicht dahin fuhr, sondern als unser Leben in einen Sturm geriet, hin und her getrieben. Der Glaube war zu spüren, als uns das Wasser wirklich bis zum Hals stand und wir nicht wussten, was wir tun sollten. Vielleicht war der Glaube zu finden, als wir dachten, Jesus sei ganz weit weg und merkte gar nicht, wie es uns ginge, und schliefe.

Wo Menschen nicht allein bleiben in ihrer Not und mit ihrer Angst und wo Menschen sich bittend und betend an Jesus wenden, da kommt der Glaube zum Vorschein.

Henrich Herbst ist Superintendent im Kirchenkreis Weimar.