Washington. Gestapo-Vergleich: Republikanischer Präsidentschaftskandidat bedient sich vor reichen Geldgebern in Florida wieder faschistischer Rhetorik

Der Druck im Kessel, sprich: der Zwang im New Yorker Schweigegeld-Prozess um den Porno-Star Stormy Daniels den Mund zu halten, sucht sich bei Donald Trump immer öfter ein Ventil.

Bei einer Veranstaltung mit Wahlkampf-Spendern, die jeweils mindestens 40.000 Dollar zahlen mussten, griff der republikanische Präsidentschaftskandidat am Samstag in seiner Privatresidenz Mar-a-Lago ganz tief: „Diese Leute leiten eine Gestapo-Regierung”, sagte der 77-Jährige über die Administration von Präsident Joe Biden.

Am Wochenende ließ Trump seine Wut auf die US-Justiz mit verleumderischen Vergleichen ab. Joe Bidens Regierung, sagte Trump in Florida, sei wie Hitlers mörderische Gestapo - hier ein Foto mit den Top-Nazis Walter Schellenberg, Gestapochef Heinrich Müller und Reinhard Heydrich (v.l.n.r.)
Am Wochenende ließ Trump seine Wut auf die US-Justiz mit verleumderischen Vergleichen ab. Joe Bidens Regierung, sagte Trump in Florida, sei wie Hitlers mörderische Gestapo - hier ein Foto mit den Top-Nazis Walter Schellenberg, Gestapochef Heinrich Müller und Reinhard Heydrich (v.l.n.r.) © picture alliance / SZ Photo | Scherl

Trump hob damit auf die laufenden Strafprozesse gegen ihn ab. Sie seien allesamt von den Demokraten und Biden initiiert worden, um seine Wiederwahl im kommenden November zu vereiteln. Dafür gibt es, darauf weist die US-Justiz regelmäßig hin, keinerlei Indizien.

Bereits zuvor hatte Trump bei Wahlkampf-Kundgebungen rhetorische Anleihen bei Hitlers Nationalsozialisten genommen.

Trump verglich Einwanderer mit „Tieren”, die „das Blut unseres Landes vergiften”

Er bezeichnete illegale Einwanderer als „Tiere”, die „das Blut unseres Landes vergiften”. Politischen Gegnern drohte er damit, dass im Falle seines Wahlsieges „Kommunisten, Marxisten, Faschisten und die linksradikalen Verbrecher ausgerottet werden, die wie Ungeziefer in unserem Land leben, die lügen, stehlen und bei Wahlen betrügen”.

Die darauf folgende Kritik, dass er sich der Sprache von Faschisten bediene, tat Trump mit der Bemerkung ab: „Ich habe nie gewusst, dass Hitler das gesagt hat.”

Chef-Ankläger Jack Smith ist für Donald Trump ein rotes Tuch. Wann immer möglich, beleidigt der Ex-Präsident den Staatsanwalt.
Chef-Ankläger Jack Smith ist für Donald Trump ein rotes Tuch. Wann immer möglich, beleidigt der Ex-Präsident den Staatsanwalt. © DOUG MILLS/The NewYorkTimes/Redux/laif | DOUG MILLS/The NewYorkTimes/Redu

In seiner knapp 80-minütigen Rede, von der Mitschnitte bei großen US-Medien wie der New York Times landeten, arbeitete sich Trump mehrfach an den Staatsanwälten ab, die ihn vor Gericht brachten. Über den Chefankläger im auf Eis liegenden Verschwörungs-Fall gegen die Vereinigten Staaten (Stichwort: Wahlbetrug 2020), Jack Smith, sagte Trump: „Er ist von innen wie außen unattraktiv.”

Trump über die Demokraten: „Sie kriegen den Wohlfahrtsstaat an die Urne“

Hellhörig wurden Anwesende, als Trump weite Teile der Wählerschaft als Beute der Demokraten bezeichnete. Gewerkschaften und der Wohlfahrtsstaat sorgten bereits für einen Stimmenanteil von 40 Prozent.

„Sie kriegen den Wohlfahrtsstaat an die Urne. Und obendrauf betrügen sie noch”, sagte Trump und erinnerte damit an verhängnisvolle Äußerungen eines früheren republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

Mitt Romney hatte 2012 rund 47 Prozent der Wählerschaft für sich abgeschrieben, weil sie keine Steuern zahlten und die Demokraten wählten. Romney, heute ein erbitterter Gegner Trumps, verlor die Wahl gegen Barack Obama.