Frank Quilitzsch über den Skandal zum Erfurter Theaterskandal

Ja, ich bin weit vom Schuss, genieße die Ruhe auf einer Insel. Und verstehe die Welt nicht mehr. Die heimische Welt, über die meine Tageszeitung berichtet. Der Erfurter Theaterskandal, lese ich online, soll nun doch nicht transparent gemacht werden? Das externe Gutachten, das seit Monaten in der Stadtverwaltung unter Verschluss liegt und auf dessen Seiten nur noch aus datenrechtlichen Gründen einiges hätte geschwärzt werden müssen, soll für immer unter Verschluss bleiben?

Zur Erinnerung: Es geht um Machtmissbrauch, sexuelle Übergriffigkeit und ein finanzielles Defizit in der Amtszeit von Generalintendant Guy Montavon – Vorwürfe, die im Raum stehen und im Gutachten benannt sein sollen.

Man arbeite an seiner Veröffentlichung hieß es, wieder und immer wieder. Man wäge ab, kürze und schwärze, um niemanden anzuschwärzen. Was mir nicht klar ist: Wer soll geschützt werden – Opfer oder Täter? Oder beide? Man müsse tuschen und nochmals tuschen, hieß es, um wenigstens teilweise für Transparenz sorgen zu können.

Und jetzt? Ein neues Gutachten. Ein Gutachten zum Gutachten. Tuschen, empfehlen nun andere Anwälte, sei nicht ausreichend. Es könnten Klagen drohen. Also gar nichts veröffentlichen. Was heißt eigentlich Gutachten? Gut achten – worauf? Wenn Anwälte entscheiden, ob aufgeklärt werden soll oder nicht – und in diesem Falle nicht – wo bleibt die Transparenz? „Wir haben den Betrieb im Griff, auch wenn er einige Risiken birgt“, lässt die Stadtspitze verlauten. Den Betrieb oder den Aufklärung fordernden Bürger?

Frank Quilitzsch: Alter, du wirst abgehängt. Die besten Kolumnen, Klartext-Verlag, Essen, 176 Seiten, 16,95 Euro

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